Abgespritzt. Klarer Kopf.
Auf dem Balkon: Blick zum Meer bei Nacht.
„Wieso schreibst du eigentlich?“, fragte sein Mädchen von drinnen, welche noch auf dem übergroßen Boxspringbett lag.
„Wieso ich schreibe? Weil… ich die Menschen hasse. Und weil ich die Menschen liebe.“
„Du hasst die Menschen?“
„Ich hasse den Zustand der Menschheit.“
„Also meinst du, die Menschen durch deine Geschichten verändern zu können?“
„Das ist mitunter mein Antrieb. Deshalb mache ich das.“
„Ist das nicht naiv?“
„Ich glaube nicht. Und mir bleibt nichts anderes übrig.“
„Das ist aber bestimmt nicht der einzige Grund, oder? Da ist doch noch mehr…“
„Natürlich ist da noch mehr! Ich… ich habe einfach viel zu sagen. Im Kleinen, wie im Großen. Ich möchte den Menschen gewisse Dinge mitgeben. Ihnen helfen. Und solange auch das so ist, bleibt mir ebenfalls nichts anderes übrig.“
„Magst du zu mir kommen?“
„Ich muss noch etwas Schreiben.“
„Aber dann schlafe ich ohne dich ein!“
„Kleine! Ich komme später nach.“
Er holte aus seinem Reisekoffer sein Notizbuch mit einem Einband aus Buchbinderleinen, und mehrere Tintenroller. Schwarze Farbe. Strichstärke ein Millimeter. Zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank. Alles platzierte er draußen auf dem ausziehbaren Holztisch.
„Dann sag ich mal gute Nacht…“, sagte sie.
Ein Gute-Nacht-Kuss sollte noch drin sein, dachte er sich, ging nochmal rein, und gab ihr einen, sowie einen Klaps auf ihren Po, ehe er den Vorhang zum Balkon zuzog, damit sie ihn nicht beobachten konnte.
Das brennende Teelicht im Teelichtglas rückte er direkt mittig an das aufgeschlagene Notizbuch heran, und die wabernden weichen Schatten bewegten sich im Takt der Kerzenflamme über die leeren, linierten Seiten.
Über die kabelgebundenen Kopfhörer – Musik vom Handy.
Drei große Schluck Bier.
Der erste Satz. Und noch einer. Und einen halben.
Und dann begannen seine Zellen zu vibrieren aufgrund des schöpferischen Aktes.
Der Kreativität.
Als Kanal zwischen diesen beiden Welten – der unsichtbaren und der vor seinen Augen – spürte er seinen Zweck. Der Grund für sein Dasein. Ganz und völlig im Einklang mit seiner Leidenschaft und dem, was er am besten konnte. Der einzigen Sache, bei der er immer und stets die Nerven behielt, ohne dabei auszuflippen.
Schreiben.