Ich habe selbst keine, aber wenn ich welche sehe, habe ich immer Lust, diese zu ärgern.
Nicht am Schwanz ziehen, keinen konkreten Schmerz zufügen, aber dennoch ärgern. Sie für dumm verkaufen. Sie mit Leckerli anlocken, und ihnen dann doch nichts mehr geben. Ich muss den Katzen schließlich auch etwas zurückgeben, weil sie auch mich geärgert haben.
Mein ganzes Leben lang waren die Begegnungen mit Katzen immer nur irgendwo nervig.
Sie sind hinterfotzig. Sie schleichen um die Beine herum, und wenn man nicht aufpasst, latscht man auf den Schwanz oder die Pfoten. Und manchmal greifen die einen auch an. Zumindest mich. Und das für meine Begriffe absolut grundlos.
Und nachts können sie dir die Augen auskratzen, wenn sie es wollen.
Sie haben ihren eigenen Willen.
Ja, das ist wohl auch der wahre Grund, wieso ich Katzen nicht mag, sogar nahezu hasse. Das hat mir meine Freundin mal gesagt, dass ich die Katzen nicht mag, weil sie ihren eigenen Willen haben und ich sie somit nicht wirklich kontrollieren kann. Und ich muss zugeben, dass sie da unter Umständen mehr als richtig liegt. Denn einen anderen oder besseren Grund dafür, dass ich Katzen nicht mag und sie ärgere, wüsste ich nicht.
Mein letzter Kontakt mit einer Katze war eine französische Straßenkatze. Deren Vergangenheit sieht so aus:
Halb tot in den Straßen von Frankreich gelegen, ist sie offenbar in einer Gruppe Hunde aufgewachsen. Denn sie hat ein kaputtes Auge, hatte laut Tierärztin auch die Katzenseuche, und sie holt kleine Bälle oder andere kleine Gegenstände zurück, wenn man diese geworfen hat. Wie ein Hund. Ach, apportieren, heißt das, richtig?
Dazu muss ich sagen, dass diese Katze, obwohl sie so eine Vergangenheit hat, im Gegensatz zu den meisten Menschen viel voraushat. Vor allen Dingen eines:
Den unbändigen Lebenswillen.
Zuletzt sogar hatte sie einen schweren Unfall. Bein gebrochen, ein Riss im Bauchfell.
Wochenlang mit einem Kragen, damit sie sich nicht die Wunden aufmacht, und in einem Käfig herumgelegen, damit sie ihr Bein nicht ungewollt belastet, ehe der Knochen wieder zusammengewachsen war.
Es waren insgesamt über ein Jahr hinweg drei gewaltige Operationen.
Ich habe ja geschrieben: unbändiger Lebenswille.
Sie hat noch ihren Spaß, hat niemals aufgegeben, hat niemals sich selbst aufgegeben.
Ungezählte Male befand sie sich im Angesicht des Todes, und hat dennoch weiterhin ihren Spaß.
Jetzt schau ich mir mal die Menschen an, die bei der kleinsten Sache aufgeben, und Dinge sagen wie:
„Das kann ich nicht.“
„Das geht so nicht.“
„Dafür bin ich zu alt.“
Solche Dinge.
Dumme Sprüche. Das ist es, was es ist.
Wenn diese eine Katze reden könnte, was würde sie uns denn mitgeben wollen?
Wobei es eigentlich egal ist, denn sie zeigt uns, worauf es ankommt, ohne jemals ein Wort zu sagen.