Seine Freundin auf einem Stuhl sitzend, die Klamotten noch größtenteils am Leib, beugte sich ein Typ zu ihr herab, küsste sie, während seine Hand hinab wanderte direkt an ihren Schritt, um sie zu fingern.
Alptraum!
Aber Noa lag im Bett, konnte sich nicht bewegen, wusste, dass es ein Alptraum war, aber es gelang ihm nicht, aufzuwachen!
Ein Alptraum und wieder eine dieser verdammten Schlafparalysen!
Er kämpfte dagegen an, versuchte mit aller Gedankenkraft, seinen Körper zu bewegen, damit er aus diesem Alptraum gelangte und endlich in der normalen Welt wach wurde, und dann wachte er auf, atmete tief ein, blickte kopfschüttelnd zur Zimmerdecke.
Was, wenn seine Ex-Freundin dies genau jetzt erlebte?
Aber – an diesem frühen Morgen?
Was, wenn sie dies zwar nicht jetzt, sondern erst vor kurzem erlebt hatte, und doch so ein wildfremder Bastard seine Finger in sie geschoben hatte?
Ja, was dann?
„Ja, was dann?“, fragte Noa seinen Therapeuten später am Tag.
„Machen Sie sich keinen Kopf. Sie sind doch nicht mehr zusammen.“
„Ja, aber ich habe noch keine Erklärung für diese Trennung. Genauso wie sie.“
„Sie meinen, ihre Ex-Freundin hat auch keine Erklärung für die Trennung?“
„Ja, zum Zeitpunkt der Trennung und kurz danach hat sie das offen kommuniziert, dass sie auch nicht erklären kann, wieso es passiert ist.“
„Dennoch sollten Sie nicht mehr an ihre Ex denken.“
„Aber ich habe doch keinen Einfluss auf meine Alpträume!“
„Das natürlich nicht. Aber sie sollten nicht mehr an ihre Ex denken – im Wachbewusstsein.“
„Das ist schön gesagt. Diese Trennung, dieses verdammte Trauma, steckt mir noch in den Knochen. Es steckt mir sogar in meiner DNA! Glauben Sie das?“
„Ja, ich weiß, dass es für sie äußerst belastend ist. Aber ihre Ex führt ein eigenes Leben. Genauso wie sie. Und falls dem so ist, falls tatsächlich jemand das mit ihrer Freundin wie im Traum gemacht hat, wieso stört sie das so?“
„Solange ich keine Antwort habe, wieso sie sich von mir getrennt hat, leide ich. Es ist der Splitter in meinem Herzen, diese eine Wunde, welche nicht heilen kann. Und deshalb hat sie nicht das Recht, auch nur irgendjemand anderen zu Küssen!“
„Sie geben ihre Ex also noch nicht frei?“
„Sozusagen… ja. Ich gebe sie nicht frei. Ich brauche eine Antwort!“
„Wann haben Sie das letzte Mal mit ihrer Ex gesprochen?“
„Das war vor zweitausendachthundertzweiundzwanzig Tagen… das war im Dezember vor… fast acht Jahren.“
„Sie zählen die Tage?“
„Ja, ich zähle die Tage.“
„Finden Sie nicht, Sie nehmen es etwas zu genau?“
„Nein. Aber die Fresse voll davon habe ich schon. Und deshalb werde ich mich aufmachen, um sie zu suchen.“
„Aber sie sagten mir, sie haben weder Adresse noch Telefonnummer?“
„Ich habe noch ein Bild von ihr. Und ich werde mich auf die Suche machen.“
„Bitte, Sie überreagieren!“
„Nein. Ich brauche schließlich nur eine Antwort auf diese eine einzige Frage.“